Halil Altindere |
* 1971 in Mardin (TR), lebt und arbeitet in Istanbul (TR)
My Mother Likes Pop Art, because Pop Art is Colorful, 1998 My Mother Likes Pop Art, because Pop Art is Colorful ist eine der frühen Arbeiten Halil Altinderes, die mittlerweile Kultstatus erreicht hat – vielleicht nicht in dem Maße wie Andy Warhols Marilyn (1964), die als Inbegriff der Pop-Art das Buchcover ziert, das die Frau in der Fotografie Altinderes auf dem Schoß hat. Dennoch steht die Arbeit symbolisch für türkische zeitgenössische Kunst und deren Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne, Orient und Okzident sowie Altinderes Auseinandersetzung mit westlicher Kunst und deren Einfluss auf seine eigene künstlerische Arbeit.Getarnt als farbenfrohe, harmlos anmutende Fotografie, ist das Bild ein ironisches Statement zur Rezeption und Wahrnehmung des Westens in der Türkei und umgekehrt. Der Künstler dreht das Verhältnis zwischen „uns“ und „den anderen“ einfach um: Die Geschichte der Pop-Art steht als großformatiger Hochglanzkatalog in einem ungewohnten Kontext – in einem zumindest für die mit zeitgenössischer westlicher Kunst sozialisierten Betrachterinnen und Betrachter sehr traditionell anmutenden und überdies privaten Raum. Während der Orient in der westlichen Welt oftmals Sinnbild für das Andere und Gegenstand zahlreicher Projektionen ist, ist jetzt Warhols berühmter Siebdruck das exotische Fremde. Beide Vorstellungen entpuppen sich als stereotype Setzungen. Altindere verweist mit seiner Fotografie auf Bild gewordene Klischees, und zugleich macht er auf das Potenzial der Gleichzeitigkeit von Tradition und Moderne aufmerksam, durch die visuelle Wanderbewegungen erst möglich und scheinbar starre Grenzen durchlässig werden. (KB) My Mother Likes Pop Art, because Pop Art is Colorful, 1998 |