ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
SOSka group
2005 gegründet von Mykola Ridnyi, * 1985 in Kharkov (UA), Ganna Kriventsova, * 1985 in Evpatoria (UA), und Serhiy Popov, * 1978 in Komsomolsk (UA), leben und arbeiten in Kharkov


Barter
, 2007

Ein junger Mann baut im Hof eines Bauern eine kleine Galerie mit Drucken berühmter Künstler auf – darunter die Lieblinge der Kunstszene wie Neo Rauch, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Cindy Sherman, Komar und Melamid und Chuck Close – und versucht diese bei den Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern gegen verschiedenste Produkte einzutauschen. Den Videobildern zufolge liegt der Ort des Geschehens in einer ländlich geprägten Gegend. Genauer spielt sich die Szene in einem kleinen Dorf in der Ukraine, in Prokhody, ab.

Barter, so der Titel der Videoarbeit, bedeutet so viel wie Naturalientausch. Während weltweit die Preise für moderne und zeitgenössische Kunst zu explodieren scheinen – die Finanzkrise 2007 konnte die Preisentwicklung nur kurz bremsen– ist eine Arbeit von Cindy Sherman hier so viel Wert wie ein Huhn. Close kommt nur deshalb gemeinsam mit einer blonden Schönen von Lichtenstein für drei Dutzend Eier „unter den Hammer“, weil sein Selbstporträt die Käuferin an ihren verstorbenen Mann erinnert und die Blonde ihrer Enkelin ähnelt. Warhols berühmte Campbell’s Soup Cans werden erst gar nicht weiter beachtet. Auf humorvolle Art und Weise zeigt das Video Kunstwerke, die auf dem Kunstmarkt eigentlich Höchstpreise erzielen, in einem kunstfernen ländlich bestimmten Kontext, in dem die Arbeiten „nur Bilder“ und damit eine einfache Tauschware sind. Das Geschäft auf dem Bauernhof verweist einerseits auf die grundlegenden Funktionsmechanismen des Kunstmarkts, unter dessen Diktat das Kunstsystem Kunststars hervorbringt und den Wert der Kunst bestimmt. Andererseits zeigt Barter auch die Grenzen der Kunstgeschichtsschreibung auf, die (nicht nur in Porkhody) ihren Anspruch auf universelle Gültigkeit kaum behaupten kann. (KB)

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Barter
, 2007