* 1957 in Trad (TH), lebt und arbeitet in Chiang Mai (TH)

Dow Song Duang (The Two Planets Series), 2008

In vier kurzen Sequenzen zeigt Araya Rasdjarmrearnsooks Film Dow Song Duang (The Two Planets Series) eine Gruppe von Dorfbewohnern vor dem Hintergrund unterschiedlicher thailändischer Landschaften. Vor ihnen befinden sich Meisterwerke aus dem Kanon der europäischen Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, Gemälde von Jean-François Millet, Édouard Manet und Vincent van Gogh, zu ihrer kritischen Begutachtung. Die Dorfbewohner sitzen vor den Bildern, sie erörtern, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen und Bezugspunkten, auf humorvolle Art und Weise die Beziehungen zwischen den auf den Werken abgebildeten Menschen und die Art der dargestellten Tätigkeit – etwa in Millets Les Glaneuses –, und sie betrachten die weiten schönen Landschaften, von denen die dargestellten Personen und Motive im Gemälde umgeben sind. Rasdjarmrearnsook wiederum zeigt die Dorfbewohner vor der atemberaubenden Kulisse des ländlichen Thailands.

Im Film stellt die Künstlerin den akademisch-europäischen Zugang zu Kunstbetrachtung der Betrachtung durch ein ungeschultes Auge, bei der die Bedeutung des Kunstwerks vom jeweiligen, vom soziokulturellen Kontext geprägten Standpunkt abhängt, gegenüber. Rasdjarmrearnsook, die selbst vom Land in die Stadt zog, will damit das Aufeinanderprallen zweier Welten auch in Thailand verdeutlichen: Die akademische Welt des urbanen Kosmopolitismus trifft auf das einfache ländliche Leben der Bauern. Das Video thematisiert die Übersetzung visueller Kultur, den Einfluss europäischer Artefakte sowie Diskurse, es wirft aber auch die Frage auf, was mit Formen, Theorien und Inhalten passiert, wenn sie jenseits des Einflussbereichs der europäisch-amerikanischen akademischen Tradition betrachtet werden. (AMB)