ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Leila Pazooki
* 1977 in Teheran (IR), lebt und arbeitet in Berlin (DE)


Moments of Glory
, 2010

Ist Leila Pazooki die iranische Tracey Emin, Jenny Holzer oder ein Bruce Nauman, weil sie eine Wort-Lichtinstallation entworfen hat, die augenblicklich Assoziationen mit Arbeiten dieser Künstlerinnen und Künstler hervorruft – zumindest wenn man regelmäßig Museen zeitgenössischer Kunst in Europa, den USA oder Kanada besucht? Und wer ist der indische Damien Hirst oder das asiatische Pendant zu Cindy Sherman? Die ironische Arbeit Pazookis bleibt Antworten auf solche Fragen demonstrativ schuldig. Ihre Installation ist eine plakative Reaktion auf allzu leichtfertig gezogene Parallelen. Die bewusste Häufung der Vergleiche von Künstlerinnen und Künstlern aus Asien, Afrika oder dem Mittleren Osten mit Schwergewichten der westlichen Kunstgeschichtsschreibung wie Louise Bourgeois, Auguste Renoir, Andy Warhol, Salvador Dalí, Pablo Picasso, Francisco de Goya und anderen zeigt, dass solche Analogien mehr über diejenigen aussagen, die sie bemühen, als über die Künstlerinnen und Künstler, um die es angeblich geht.

Derartige Kategorisierungen erlauben, die Künstlerinnen und Künstler in das eigene Normen- und Wertesystem zu integrieren und dabei die eigene kulturelle Überlegenheit über ganze Kontinente zu behaupten und sich zugleich vor dem „Fremden“ in Sicherheit zu bringen. Es ist schließlich auch viel leichter, Kunst lediglich an jenen Standards zu messen, die sich in der westlichen Kunstgeschichtsschreibung durchgesetzt haben, als sie im Licht der spezifischen kulturellen Bedingungen zu betrachten, unter denen sie entstanden ist, was womöglich ganz andere Sichtweisen ermöglichen würde. Was wäre, wenn – wie Ashley Rawlings (ArtAsiaPacific) spöttisch vorschlägt – ein umgekehrter Vergleich gezogen werden würde und Marcel Duchamp in Wirklichkeit der Ai Weiwei Frankreichs wäre? (KB)


Pazooki_MomentsOfGlory

Moments of Glory
, 2010