Omission, 2009

Liu Ding beschäftigt sich als Künstler und Kurator mit den verschiedenen Mechanismen und Regeln des Kunstsystems. Eines der beiden in der Ausstellung vertretenen Werke Liu Dings, Omission, hinterfragt die Darstellung von Geschichte. Das Werk besteht aus einem Stein mit der Inschrift „Omission is the beginning of history writing“ („Auslassung ist der Anfang der Geschichtsschreibung“) und einem nicht existierenden, erfundenen kunsthistorischen Buch (A History of Chinese Contemporary Art: 19XX to 2050 [Eine Geschichte der zeitgenössischen chinesischen Kunst: 19XX bis 2050]). Die Gegenüberstellung des Steins, der auf die lange Geschichte des Gelehrtensteins in China verweist, und des gewichtigen fiktiven Buchs über die kurze Geschichte der zeitgenössischen chinesischen Kunst mit ungewissem Anfang und scheinbar bereits geplanter Zukunft veranschaulicht zwei unterschiedliche Systeme der Geschichtsschreibung, die gleichzeitig nebeneinander existieren und beide auf Exklusionen beruhen. (CL)

Liu Ding’s Store, 2008 (fortlaufend)

Liu Ding analysiert als Künstler und Kurator die Mechanismen und ungeschriebenen Regeln des Kunstmarkts. Für das 2008 initiierte, fortlaufende Projekt Liu Ding’s Store entwickelt er laufend neue Werkkollektionen. Neben einem Online-Shop (www.liudingstore.com) eröffnete er ein Ideen- und Diskussionsforum zum Thema Wertschöpfung, das auf einem utilitaristischen Wirtschaftsmodell (Kaufhaus) basiert. Im Rahmen des Projekts Liu Ding’s Store organisiert er regelmäßig Auftritte und Verkaufsaktionen in verschiedenen Örtlichkeiten und Situationen, von gesellschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen bis zu Kunstausstellungen. Alle Aspekte des Prozesses (Produkte, Produktion, Preisgestaltung, Präsentation, Marketing, Verkauf, Warenzirkulation und die daraus hervorgehenden menschlichen Beziehungen) sind elementare Bausteine der Geschäftsplattform. Zugleich dient jeder dieser Aspekte dem Künstler als Projektionsfläche für sein Verständnis von Wert sowie als Basis für Reflexion und Diskussion zu diesem Thema. Zu Beginn wurde mit dem Projekt die Rolle des Künstlers, der Produktion und Zirkulation von Kunstwerken hinterfragt, später geriet die Beziehung zwischen Kunstwerken und anderen Objektkategorien in den Fokus und erweiterte sich schließlich auf die unterschiedlichen Produktionsbeziehungen innerhalb des Kunstsystems wie auch auf die Kultivierung von Werten für einen geistigen und intellektuellen Raum. Bis dato hat Liu Ding’s Store vier Produktlinien realisiert: Take Home and Make Real the Priceless in Your Heart; The Utopian Future of Art, Our Reality; Conversations und Friendship. (CL)