ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
The Xijing Men
Chen Shaoxiong, * 1962 in Shantou, Guangdong (CN), lebt und arbeitet in Guangzhou (CN)
Gimhongsok, * 1964 in Seoul (KR), lebt und arbeitet in Seoul
Tsuyoshi Ozawa, * 1965 in Tokio (JP), lebt und arbeitet in Tokio


Welcome to Xijing – Xijing Olympics
, 2008

Im Zeitalter des Globalismus spielt der Nationalstaat eine eher dubiose Rolle; der Ideologie einer Offenheit und Freiheit im Verkehr von Daten und Waren scheint er nur im Wege zu stehen, wenn er auch als Verwaltungseinheit vorerst noch aufrechterhalten wird. Was die Kultur angeht, sollen die Nationen eher ein friedliches Nebeneinander pluraler Identitäten garantieren, die sich in der bunten Vielfalt von Bräuchen und Idiomen niederschlagen. Das Konfliktpotenzial, das der Aufteilung der Welt in Nationen und Völker innewohnt, wird dementsprechend in spielerischen Wettstreiten wie Sportveranstaltungen als harmloses Spektakel aufgelöst.

Chen Shaoxiong, Gimhongsok und Tsuyoshi Ozawa treiben dieses friedliche, verspielte Bild regionaler Identität in der post-histoire auf die Spitze; als Xijing Men sind sie die Vertreter der fiktiven Stadt Xijing – der legendären „westlichen Hauptstadt“, die das Pendant zum nördlichen Peking, südlichen Nanjing und östlichen Tokio bilden soll. Angesichts der konfliktreichen gemeinsamen Geschichte Chinas, Südkoreas und Japans ist die Suche nach dieser Stadt beziehungsweise deren eventuelle Gründung eine schöne Utopie; in den Slapstick-Sequenzen der Xijing Olympics, die die drei Künstler austragen, wird aber zugleich das Absurde am Pomp staatlicher Repräsentation deutlich – und die einzige Identität, die in diesem Wettstreit mittels Pinseln, Melonen und Hanteln aus Kronkorken verteidigt wird, ist diejenige der Künstler, die als hintergründige Humoristen agieren. (JB)

Xijing_Olympics

Welcome to Xijing – Xijing Olympics
, 2008