Cortege of the Third Realm, 2010

Aufmarsch einer Phantomarmee: Mit Cortege of the Third Realm entwirft der indonesische Künstler Jompet eine komplexe Multimediainstallation, in der zunächst nur rhythmische Trommelschläge zu hören sind. Entsprechend dieser immateriellen Ankündigung – Geräusche werden durch Schall übertragen –, scheinen Schuhe mit Gamaschen, Trommeln und Kopfbedeckungen, die vage an javanische Militäruniformen erinnern, in der Luft zu hängen. Körper werden nur als leer bleibende Zwischenräume angedeutet. Der technische Aufwand, der betrieben wird, um diese Geister erscheinen zu lassen, wird jedoch offen zur Schau gestellt. Am Boden sind Kabel verlegt und kleine Schaltkästen steuern die erstarrte Parade.
Jompet, der sich intensiv mit der javanischen, also seiner eigenen Kultur und Kulturgeschichte auseinandersetzt, reagiert mit seiner Installation auf die gespaltene Beziehung zwischen Tradition und Moderne, Religionsvielfalt und Synkretismus in Java. Die Uniformen der 24 in Viererreihen aufgestellten Figuren zitieren militärische Stile, die mit verschiedenen religiösen und kulturellen Inhalten verknüpft sind. Als Erinnerung an islamische, westliche und lokale Traditionen verweisen sie auf die kulturelle Zwischenstellung, die Java seit jeher einnimmt. In Java wurden unterschiedlichste Einflüsse in einem Kontinuität behauptenden Synkretismus zur Perfektion gebracht hat. Technisch fremdgesteuert, sind die Figuren der Tradition verhaftet und zugleich dem scheinbar unaufhaltbaren Fortschritt der Moderne unterworfen. Marschieren Jompets Soldaten für die kulturelle Vielfalt und gegen eine stete Homogenisierung im Namen des Fortschritts? Oder sind sie ein Bekenntnis dazu? (KB)