Melanie Jackson |
* 1968 in Hollywood (UK), lebt und arbeitet in London (UK)
Aus dem traditionellen chinesischen Glauben kommt der Brauch, an Festtagen papierene Nachbildungen wertvoller Dinge als Gaben an die Verstorbenen zu verbrennen. Die Nachbildungen sind manchmal industriell, manchmal in Handarbeit gefertigt, und ihre Produktpalette reicht im Sinne der heutigen Konsumgesellschaft von Markenelektronik über Haushaltsgegenstände bis zu Geldscheinen mit abenteuerlichen Nennwerten. Solche Geldscheine werden gemeinhin als „Hell Bank Note“ bezeichnet. Der Ursprung des Namens wird auf eine Kette von Fehlübersetzungen zwischen christlichen Missionaren und der chinesischen Bevölkerung zurückgeführt. Was würde es aber im Zeitalter des globalen Kapitalismus bedeuten, wenn auf der spirituellen Kehrseite unserer Welt tatsächlich ein Finanzinstitut walten würde, mit dem wir unseren Besitz zumindest symbolisch verrechnen müssten? Für ihre Installation From the Bank of Hell hat Melanie Jackson ein gesamtes Inventar an Papierobjekten importiert, wie es in einem Laden in Hongkong angeboten wurde. Der symbolische religiöse Wert der „unechten“ Waren verschwimmt mit unserer Klischeevorstellung von Asien als einem Kulturraum der Kopien und Fälschungen, und zugleich mit dem Kult, der um „wirkliche“ Luxusgegenstände getrieben wird – schließlich ist auch deren Wert kaum ihrem praktischen, lebensweltlichen Nutzen zuzuschreiben, sondern den gesellschaftlichen Fiktionen, die um sie herum gesponnen werden. (JB) From the Bank of Hell, 2008 |