Antonia Hirsch |
* 1968 in Frankfurt (DE), lebt in Vancouver (CA) und Berlin (DE)
Die Weltkarte spielt in der Geschichte eine Rolle als doppeldeutiges Instrument; sie dient sowohl der Aufklärung wie der Machtausübung. Auf ihr fügen sich Regionen zu einem gemeinsamen Ganzen und ohne sie wäre internationaler Austausch – ob von Ideen oder Gütern – nicht möglich. Gleichzeitig bestätigt die Weltkarte eine Ordnung der Welt gemäß der Vorstellung ihrer Kartografen: Grenzen werden gezogen, Regionen benannt und miteinander symbolisch und machtpolitisch in Verhältnis gesetzt. In ihrer Serie World Map Project greift Antonia Hirsch die Karte als eine oftmals willkürliche grafische Abstraktion der Welt auf, die aber zugleich ökonomische und gesellschaftliche Wirklichkeiten bestimmt. Für die Arbeit ARTnews Top 200 hat sie aus der US-amerikanischen Kunstzeitung ARTnews eine Liste der wichtigsten Kunstsammlerinnen und -sammler ausgewertet und die Länder auf der Weltkarte in ihrer Größe proportional zu der Anzahl der dort lebenden Sammlerinnen und Sammler aufgetragen – spiegelverkehrt und in 23-karätigem Blattgold. Die so entstandene Karte stellt die Welt nur bruchstückhaft und verzerrt dar – sie ist aber als ein Bild der ökonomisch geprägten Kunstwelt vielleicht wahrheitsgetreuer als eine Karte, auf der die Welt als ein ungebrochenes Ganzes erscheint, das von politischen Grenzen und Unterschieden zwischen Arm und Reich unberührt besteht. (JB) ARTnews Top 200, 2004 |