ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Mona Hatoum

* 1952 in Beirut (LB), lebt und arbeitet in London (UK) und Berlin (DE)

Measures of Distance, 1988

Die Arbeiten Mona Hatoums, einer der bedeutendsten palästinisch-britischen Künstlerinnen ihrer Generation, weisen eine große Bandbreite auf und sind geprägt von einer durchdringenden, kritischen und ironischen Interpretation geschlechtsspezifischer und politischer Themen. Hatoum wurde in Beirut als Tochter palästinensischer Eltern geboren und reiste 1975 nach London, wo sie aufgrund des Ausbruchs des Bürgerkriegs im Libanon zu bleiben gezwungen war. Nach ihrer Ausbildung an der Byam Shaw School of Art und der Slade School of Fine Art begann sie ihre künstlerische Karriere mit interaktive Performances, in denen sie in Anlehnung an Michel Foucaults Theorie der Bio-Macht das politische Wesen des menschlichen und insbesondere des weiblichen Körpers untersuchte. Ende der 1980er-Jahre gab sie die Performances zugunsten von Installationen und Objekten auf, die auf subtilere Art dieselbe entfremdende Einstellung vermitteln.
Die Videoinstallation Measures of Distance verweist ausdrücklich auf die Londoner Exiljahre der Künstlerin. Über die Leinwand zieht sich kreuz und quer eine Abfolge von Sätzen in arabischer Sprache, die über eine im Hintergrund duschende Frauengestalt gelegt sind. Im Voice-over der Künstlerin, die den Text in englischer Übersetzung vorträgt, wird der Sinn der Schriftzeichen deutlich: Es sind Briefe von Hatoums Mutter, die Gefühle von Trennung und Entwurzelung offenbaren. Durch das Bild der nackten Frau stellt die Installation eine massive Kritik an der stereotypen Darstellung der arabischen Frau als passives, asexuelles Wesen dar. (SG)

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Measures of Distance
, 1988