Michael Elmgreen, * 1961 in Kopenhagen (DK) und Ingar Dragset, * 1969 in Trondheim (NO), leben und arbeiten in Berlin (DE)

Prada Marfa, 2005

Als Künstlerduo machten sich Elmgreen & Dragset durch Aufsehen erregende monumentale Installationen im öffentlichen und im musealen Raum international einen Namen. Sie hinterfragen mit ihren Interventionen gängige Meinungen zu sozio-ökonomischen Themen und zum ästhetischen Kanon. Die beiden Künstler bauen hyperrealistische Szenen und versetzen den Betrachter in eine surreale, aber dennoch glaubwürdige Umgebung, womit sie Diskussionen über den ambivalenten Schnittpunkt von Kunst und Leben, von Erzählung und Realität provozieren wollen. Das gilt etwa für The Collectors, den von ihnen kuratierten Beitrag der nordischen Länder zur 53. Biennale von Venedig (2009), aber auch für die Einzelausstellung Celebrity – The One & the Many im ZKM | Karlsruhe (2010/2011), in der ein vierstöckiger Wohnblock und ein aristokratischer Ballsaal, die Kluft zwischen den Massen und den Eliten in der heutigen Gesellschaft verdeutlichte. Prada Marfaist das Replikat einer typischen würfelförmigen weißen Prada-Boutique; allerdings steht die Installation inmitten der texanischen Wüste.

Der Laden lässt sich nicht betreten, doch in den Schaufenstern sind Schuhe und Tasche aus der Prada-Herbstkollektion 2005 ausgestellt. Um die Echtheit des Replikats zu gewährleisten, steuerte Miuccia Prada eigens Waren bei, räumte den Künstlern das Recht ein, das Firmenlogo zu reproduzieren, und gab ihnen sogar Anweisungen für das Design. Prada Marfa ist zwar eindeutig eine Kritik an unserer heutigen Konsumkultur, andererseits spielt die Installation aber auch mit der Geschichte der zeitgenössischen amerikanischen Kunst. Als einsames, dauerhaftes Luxusgeschäft in der kargen texanischen Landschaft weist es avantgardistische Elemente auf und kann dadurch als erstklassiges Beispiel für die globale zeitgenössische Pop-Land-Art gelten. (SG)

Prada Marfa, 2005