ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Roberto Cabot
* 1963 in Rio de Janeiro (BR), lebt und arbeitet in Rio de Janeiro


Favela Chic, 2008
The UNO building in NY with Sugar Loaf reflected, 2008

Mit den Digitalprints aus der Serie E-Scapes von Roberto Cabot stimmt etwas nicht. In der Fotoserie, aus der hier Favela Chic und The UNO building in NY with Sugar Loaf reflected ausgestellt werden, hat der Medienkünstler absurde Stadtansichten montiert: Der Eiffelturm, Symbol für den europäischen Fortschrittsglauben der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, trifft auf Favelas in Rio de Janeiro, bei denen es sich um ungerichtet wachsende Strukturen handelt, die aus Kistenbrettern, Blechkanistern, Palmwedeln und Ähnlichem gebaut werden. Auf der Fassade des New Yorker UN-Hauptquartiers, architektonisches Wahrzeichen für den Versuch hegemonialer Mächte, nach dem Zweiten Weltkrieg eine politische Institution zu schaffen, die den Weltfrieden sichert, spiegelt sich der 394 Meter hohe Zuckerhut Rio de Janeiros.
Alle Motive sind durch die globale Bildzirkulation – zum Beispiel durch weltweit versendete Postkarten oder Urlaubsfotos – zu Wahrzeichen für den Ort, an dem sie sich befinden, und das mit ihm verbundene Weltbild geworden. Nicht touristische Landmarken treffen also aufeinander, sondern Insignien verschiedener Modelle der Welt und der Methoden, sich ihrer zu bemächtigen und sie zu erklären. Indem Cabot diese in Fotomontagen zusammenführt, wird ihre Gleichzeitigkeit sichtbar. Weder das eine Bildmotiv noch das andere kann Deutungshoheit beanspruchen. Der Eiffelturm und die Favelas, das UN-Hauptquartier und der Zuckerhut sind aufeinander bezogene Perspektiven, die sich, wie in dem UN-Gebäude, permanent gegenseitig spiegeln. (KB)

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Favela Chic
, 2008