ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Santiago Borja
* 1970 in Mexiko-Stadt (MX), lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt


Diván, 2010

Freud UXA-Aguila, 2010

Santiago Borja wagt sich mit seinen Arbeiten Diván und Freud UXA-Aguila an einen der Väter westlicher Theoriebildung in der Psychoanalyse: Sigmund Freud. Auf der Suche nach universell gültigen Werten menschlicher Zivilisation umgab sich Freud mit antiken ägyptischen, griechischen, römischen oder aus dem Mittleren Osten stammenden Objekten, die im 19. Jahrhundert für den Ursprung der westeuropäischen Kultur standen. Auch sein berühmtes, mit persischen Teppichen als Überwürfen versehenes Sofa verweist auf dieses Interesse. Der Diwan, auf den sich die Patientinnen und Patienten legten, um ihr Unterbewusstsein analysieren zu lassen, ist zum Sinnbild der Psychoanalyse schlechthin geworden.
Borja fügte in seiner Arbeit Diván ein neues Element ein. Er bat die Huichol, eine indigene mexikanische Ethnie, neue Überwürfe und Kissen für das Sofa zu knüpfen. Diese wirken für heutige Betrachterinnen und Betrachter ebenso exotisch wie die persischen Teppiche auf Freuds Sofa auf die Menschen im 19. und beginnenden 20 Jahrhundert. Aus der Vorstellung von der Geburt der Kultur aus der Antike wird so eine kulturelle Collage, mit der Borja die vielen möglichen Ursprünge zeitgenössischer Kultur thematisiert. Das mit Mustern versehene Porträtbild Freud UXA-Aguila ist ebenso wie Diván als ein Kommentar auf den Gründungsmythos westlicher Kultur zu verstehen, dessen begrenzte Reichweite in den Fotografien Borjas deutlich wird. (KB)

Borja_Divan

Diván
, 2010
Digitaldruck auf Baumwollpapier, 80 × 120 cm

Borja_Freud_UXA_aguila

Freud UXA-Aguila
, 2010