* 1959 Antwerpen (BE), lebt und arbeitet in Mexiko-Stadt (MX)

Turista, Catedral Metropolitana, 1994

Seit über zwanzig Jahren bildet der öffentliche Raum von Mexiko-Stadt das primäre Aktionsfeld des belgischen Künstlers Francis Alÿs, der die Megalopolis mit seinen ephemeren Spaziergängen, Aktionen und Performances unermüdlich durchstreift. Immer wieder setzt Alÿs dabei temporäre Markierungen im Stadtraum, mit denen er auf die poetische wie politische Dimension alltäglicher Überlebensstrategien verweist, die sich viele angesichts einer zwischen Moderne und lokaler Tradition, zwischen Fortschritt, Scheitern und Stagnation oszillierenden Gesellschaft – manchmal mühsam, manchmal spielerisch – aneignen.
In der hier gezeigten fotografischen Dokumentation einer Performance reiht sich der Künstler auf dem Zócalo, einem zentralen Platz der mexikanischen Metropole, zwischen Malern, Elektrikern, Klempnern und anderen Arbeit suchenden Tagelöhnern ein. Indem er sich selbst als Teil der „authentischen“ Kulisse mit einem Pappschild als Tourist ausweist, spiegelt Alÿs den touristischen Blick auf das sehende, fotografierende oder filmende Subjekt zurück. Gleichzeitig aber kann die Arbeit auch als präziser ironischer Kommentar zu den dialektischen Mechanismen der globalisierten Kunstwelt verstanden werden, die von der Leichtigkeit des internationalen Jetsets genauso geprägt ist wie von prekären Arbeitsverhältnissen. Nicht zuletzt befragt Alÿs jedoch seine eigene Rolle als global wie lokal agierender Künstler. Er gliedert sich zwar in die örtliche Kulisse ein, doch während die Hilfsarbeiter um ihn herum alle das gleiche Ziel verfolgen, bleibt der Künstler ein außenstehender Beobachter und einsamer Kommentator der Gesellschaft. (AM)