Pinky Show »Banked Into Submission (The Globalizationist's Guide to Developing Poverty)«, 2007. Video, 3,19 min.
Sie beschreiben sich selbst als 'super lo-tech hand-drawn educational project' und sind vor allem eines: unbequeme Zeitgenossen. Seit 2006 ist Pinky Show auf Sendung und stets bemüht, Störgeräusch in den Ohren des amerikanischen Polit- und Medien-Mainstreams zu sein. In der farbenfrohen Welt der Trickfilme und Comic-Zines verhandelt das künstlerische Kollektiv Vergessenes, Verdrängtes und Unerhörtes. Ein Gespräch mit den ebenso niedlichen wie links-progressiven Katzen-Protagonisten Pinky und Bunny.
GC: Eine der Fragen, die unser Blog aufgreift - Is art too dangerous? - fragt nach den kritischen Interventionen der zeitgenössischen Kunst in die Machtverhältnisse einer globalisierten Welt. Nun wende ich mich Euren Arbeiten zu und schaue in die großen, unschuldigen Augen von Pinky und Bunny. Daher ist meine erste Frage: Ist Pinky Show ein 'Wolf im Schafspelz'?
Pinky: Nein, das denke ich nicht. Bunny und ich sind tendenziell sehr direkt, wenn es um unsere Ansichten geht. Wir wollen niemanden täuschen, wie etwa Politiker in schönen Anzügen. Wenn Du uns niedlich findest, dann vielen Dank, allerdings sehen alle Katzen niedlich aus, sogar diejenigen, die autoritäre Tendenzen haben oder ihre Macht missbrauchen. Das dürfte auch der Grund sein, warum Katzen in der Regel besser Form und Inhalt unterscheiden können als Menschen.
Bunny: Ich weiß nicht, wie es hier in Europa ist, aber in Amerika, wo wir herkommen, ist Kunst definitiv nicht 'zu gefährlich'. Ich meine, sie ist keine ernsthafte Bedrohung für die etablierte Ordnung. Weit davon entfernt. Ich würde nicht sagen, sie sei irrelevant, aber sie ist unter Kontrolle. Ich wünschte oft, sie wäre deutlich gefährlicher!
GC: Dass Ihr beide alles andere als harmlos seid, sieht man an der Diskussion, die eure Globalisierungs-Comics auf YouTube ausgelöst haben. 'Defending Globalization' hat mittlerweile fast 800 Kommentare und obwohl das Video bereits vier Jahre online ist, geht die Debatte weiter. Würdet ihr kurz erklären, warum Euch das Thema Globalisierung interessiert hat und welche Rolle Provokation für Euch spielt?
Pinky: Wenn ich mich recht erinnere, wollten wir über die Globalisierungs-Comics ursprünglich Aufmerksamkeit für eine studentische Konferenz über Bildung und Globalisierung erzeugen, die wir mit einigen Freunden organisiert hatten.
Bunny: Jap.
Pinky: Bunny und ich hatten eine ganze Reihe von Comics zu diesem Thema gemacht und dann die Hauswände und Mauern rund um die lokalen Universitären und Schulen damit plakatiert. Unser Ziel war, dass die Studenten und Schüler bereits vor der eigentlichen Konferenz über Themen wie Globalisierung, Macht, Interessen, Ideologie u.ä. sprechen. Als die Konferenz dann stattfand, waren viele bereit, aktiv an der Diskussion teilzunehmen anstatt nur passiv zuzusehen, da sie bereits seit Monaten über die Themen nachgedacht und argumentiert hatten.
Bunny: Viele der Materialien auf unserer Website haben ihren Ursprung in Kontexten wie diesem; unsere Arbeiten sind in der Regel als Grundlage für Diskussionen und Debatten in einem face-to-face-Setting gedacht. Daher finden wir es auch schräg, dass oft gesagt wird, wir seien ein Internet-basiertes Projekt.
Pinky: Du hattest auch nach der Rolle der Provokation gefragt. Wir haben nie absichtlich Kontroversen provoziert - es ist vielmehr so, dass viele der Dinge, über die Bunny und ich gern sprechen, schon von Natur aus streitbar sind. Es scheint, als müssten wir nur den Mund aufmachen und die Menschen werden grantig. Und je mehr wir versuchen, die Dinge so klar und einfach wie möglich zu vermitteln, umso mehr Leute schreien nach uns oder senden wütende Emails.
GC: Pinky Show hat ein globales Publikum, was bedeutet, dass die 'kritische Neugier', für die Ihr steht, Menschen aus unterschiedlichsten kulturellen, politischen und ökonomischen Hintergründen erreicht. Ich frage mich, welche Reaktionen - abgesehen von Wut - Ihr von Menschen bekommt, die Ihr möglicherweise gar nicht zu erreichen dachtet? Und denkt Ihr, dass Eurer Projekt Grundlage für gesellschaftliche Veränderung sein kann?
Pinky: Ja, dieser Aspekt hat uns selbst sehr überrascht. Bunny verfolgt, wo auf der Welt unser Material gesehen oder heruntergeladen wird. Und es sind, wie Du sagst, Menschen auf der ganzen Welt - aus über 150 Ländern. Daher können wir kaum nachvollziehen, wie unsere Arbeit verstanden wird. Für ein besseres Verständnis ist es essentiell, mit Leuten persönlich zu sprechen und diese Gespräche fließen auch immer wieder in unsere Arbeiten ein. Wir bekommen manchmal wirklich wundervolle Emails, in denen Leute erzählen, wie unsere Arbeit ihr Leben zum Besseren verändert hat oder ihnen geholfen hat, ein Problem zu überwinden. Ich denke, das ist nicht ungewöhnlich, denn mich selbst haben Bücher oder Kunstwerke, nachdem ich sie gelesen oder sie gesehen habe, auch oft verändert oder mir geholfen. Dabei geht es natürlich eher um eine persönliche Veränderung, nicht um soziale Veränderung - die würde mehr erfordern.
Weitere Informationen zu Pinky Show findet ihr auf der Künstlerseite von Pinky Show, sowie deren Website und YouTube-Kanal.