Das visuell Opulente ist eine Leidenschaft von Pooneh Maghazehe. Die 32-jährige amerikanisch-iranische Künstlerin lebt in Brooklyn, graduierte vor kurzem an der Columbia University in New York und hat als artist-in-residence die Geschichte des ZKM unter die Lupe genommen.
Maghazehe interessiert sich für subjektive und faktische Verflechtungen assoziierbarer Geschichten und visueller Traditionen – in ihrer Arbeit zwingt sie diese „klaustrophobisch eng zusammen“, wie sie sagt, um so Zusammenhänge sichtbar zu machen, die nicht unmittelbar auf der Hand liegen. In der Videoarbeit ,Sandbox‘ (2011, work in progress), re-inszenierte sie Szenen des Kriegspropaganda-Films ,Hearts of the World‘(1915) auf einem leer stehenden Grundstück neben dem ZKM, das – wie die Räume des ZKM auch – bis Ende des zweiten Weltkrieges Standort der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM) war. Uns erzählte sie von Kirschen und von der Macht und Gewalt, die Architektur in sich tragen kann.
In deinem Artist Talk am ZKM sagtest du, dass du als artist-in-residence deine Funktion als ,responder‘ verstehst, als jemand, der auf die Ausstellung antwortet statt einfach nur an ihr teilzunehmen. Warum wolltest du die Geschichte der Räume des ZKM reflektieren?
PM: Ich fand die Geschichte des Ortes nicht per se wichtig. Aus meinen Recherchen ergab sich jedoch ein überraschender Blickwinkel auf die Ausstellung The Global Contemporary in Karlsruhe. Die bloße Existenz dieser Ausstellung an diesem Ort war für mich viel anziehender als die ausgestellte Kunst. Allein die Parallelen in Größe und Einfluss zwischen dem ehemaligen DWM und dem heutigen ZKM erschienen mir zunächst ironisch, dann beunruhigend. Dabei war natürlich das Gebäude der konkreteste gemeinsame Nenner, daher habe ich mich darauf konzentriert.
Ein wichtiger Bezugspunkt war ,Hearts of the World‘ (1915), der erste Film, der in Teilen an einer Kriegsfront gedreht wurde – wie spiegelt sich das in ,Sandbox‘ wider?
PM: Anders als andere Filme von DW Griffith ist ,Hearts of the World‘ nicht online verfügbar – also mussten wir ihn bestellen. Während ich wartete, habe ich alle Reviews und Zusammenfassungen des Films gelesen, die ich finden konnte. In ,Sandbox‘ habe ich den Moment nachgestellt, in dem Lilian Gish an ihrem Hochzeitstag, stolpernd und betäubt, nachdem ihre Nachbarschaft bombardiert wurde, ihren scheinbar verstorbenen Verlobten findet.
In einer Szene sieht man, wie Hände auf einer Badezimmerspüle brutal und geräuschlos Kirschen zerschlagen. Eine eindringliche Metapher für die Gewalt des Krieges. Wieso hast Du mit Kirschen gearbeitet?
PM: Griffith hat in der Regel Tiere und Objekte als Metaphern für Beziehungen und Liebe verwendet. Wir haben Kirschen verwendet, um die Kommunikation und Anziehung zwischen den Figuren widerzuspiegeln. Während des Schneidens wurden die Figuren immer mehr zu Metaphern von Ideen, als dass sie weiterhin konkrete Charaktere beschrieben.
Mehr Informationen zu Pooneh Maghazehe und 'Sandbox' sind zu finden auf Ihrer Künstlerseite und auf ihrer Website.