ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Networks and Systems. Globalization as Subject

„Karlsruhe, You‘re Not Even Trying!“ – Ghana ThinkTank am ZKM

 

“Karlsruhe has Problems? Ghana ThinkTank has Solutions!” claimed the text on the postcard with which the artist’s collective

Ghana ThinkTank went in search of problems in advance of their workshop in Karlsruhe. Video, 1:45 min. © ZKM

Ob es nicht vielleicht überheblich ist oder gar zynisch, wenn die Industrienationen des Westens im Namen der ,Entwicklungshilfe‘ vorgeben, die Probleme anderer Nationen lösen zu können, beschäftigte Christopher Robbins und John Erwing.
Seit der Gründung von Ghana ThinkTank 2006 befragen sie regelmäßig unter anderem ein oppositionelles Radio-Team in El Salvador, eine Gruppe Spanischlehrer in Mexiko, einen kubanischen Revolutionär und einen Teheraner Künstlerzirkel, wie sich die kleineren und größeren Probleme des Westens wohl aus ihrer Perspektive lösen ließen – und setzen deren Vorschläge vor Ort um. Im Blog stellt Gründungsmitglied Christopher Robbins, selbst ehemaliger Mitarbeiter einer internationalen Hilfsorganisation, ein Problem vor, dass der mexikanische Think Tank für Karlsruhe gelöst hat.

Christopher Robbins: Für The Global Contemporary haben wir in Karlsruhe Probleme gesammelt und an Think Tanks in Mexiko, Serbien, Ghana, im Gaza-Streifen und Kambodscha gesendet. Die Probleme reichten von „Unser Theater zeigt nur Müll“ über „Fahrradfahrer sind in dieser Stadt aufgeschmissen“ bis hin zu „Es gibt zu wenig Unterkünfte für Studenten und Besucher“. Oftmals ist es so, dass die Think Tanks uns Lösungen schicken, die eigentlich auf der Hand liegen, an die wir aber dennoch - aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit - einfach nicht gedacht hätten. Das war definitiv der Fall, als Ghana ThinkTank ans ZKM kam.

Insbesondere ein Problem, das in Karlsruhe formuliert wurde, deutete darauf hin: die Topografie von Karlsruhe sei flach und langweilig. Unser Think Tank in Mexiko antwortete unmittelbar, dass das unmöglich sei. Sie sagten, wenn eine Stadt Gebäude habe, könne sie nicht flach sein - das Problem sei also vielmehr, dass die Bewohner die bestehende Topografie einfach nicht wahrnehmen würden. Ihr Lösungsvorschlag: „Lernt Parkour - die Sportart, bei der man sich durch rennen, klettern, rollen und springen durch die Umgebung bewegt und dabei Gebäude wie Spielplätze benutzt - dann werdet ihr feststellen, dass der urbane Raum nie flach ist.“

Also machten wir uns auf, Leute in Karlsruhe zu finden, die Parkour beherrschen und trafen schließlich Raffi Debatin, der mit der Parkour-Gruppe movement-karlsruhe zusammenarbeitet. Raffi erzählte uns, dass es beim Parkour nicht darum gehe, in einer Stadt den perfekten Ort zum Klettern zu finden, sondern zu lernen, die Stadt anders zu sehen. Seine Sichtweise auf Parkour reflektierte unsere Auffassungen zur Arbeit von Ghana ThinkTank perfekt: Was man braucht, um die Dinge zu ändern, liegt oft sehr nahe – man muss es nur sehen. Wir organisierten daraufhin Parkour-Events am ZKM und am Staatstheater. Wir machten Interviews, in denen Parkour als Weg beschrieben wird, neue Perspektiven auf die Stadt zu entwickeln und haben einige T-Shirts drucken lassen, mit denen wir diese neue Perspektive auf Karlsruhe unterstützen wollen.

Weitere Probleme, die Ghana ThinkTank in Karlsruhe gelöst hat, findet ihr in der Ausstellung und auf ihrer Website. Zum Beispiel: "The Theatre here shows crap. They don’t do anything for today… just for old people."



 

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