The conference Curating in Asia, ZKM_Media Theater. Image: Felix Gruenschloss. © ZKM
Ein Rückblick von Sara Giannini.
Die Konferenz Curating in Asia (ZKM | Karlsruhe, 09-10.12.2011) war eine Fortsetzung des Workshops, den das Forschungsprojekt Global Art and the Museum im Jahr 2009 in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut in Hong Kong veranstaltet hatte. Die herausfordernde Aufgabe, die Spezifika kuratorischer Arbeit in Asien zu bestimmen, hat die Diskussion in vielen Fällen zu ihren theoretischen Fundamenten zurück geführt. Auffällig für das Publikum – und möglicherweise Symptom eines grundlegenden Mangels – war die Tendenz, nach Definitionen und Metaphern für eine zeitgenössische Figur zu suchen, die zwischen Veranstalter, Interpretierendem, Vermittler, Autor und sogar Künstler oszilliert.
So berichtete Zoe Butt von ihrer Erfahrung in Vietnam, dass der Kurator dort als ,Stylist‘ der Kultur auftrete. Diese Position wurde von John Clark bestätigt, als er vom Kurator als 'teaser' ('Anstachler') sprach und einen Wandel der Rolle des Kurators behauptete: nicht mehr Ausstellungs-Macher sondern vielmehr Künstler sei dieser heute. Patrick Flores bannte das Publikum mit einer Aufschlüsselung von Kuratoren-Typologien in Südostasien: vom Kunsthistoriker bis zum 'Netzwerk-Kurator', der entlang rhizomatischer Pfade von Veranstaltungen zu Meetings, Workshops und Ausstellungen reist. Ich fragte mich, ob Flores wohl Werner Kraus‘ scharfe Kritik an indonesischen Kuratoren inspiriert hat. In seinem ethnologischen Versuch, die aktuelle Landschaft des Kuratierens in Indonesien zu skizzieren, porträtierte er den indonesischen Kurator skeptisch als den merantau, als kosmopolitischen Zeitgenossen, der bei seiner Rückkehr einen Koffer voll französischer Philosophie bei sich trägt. Während Kraus in seinem Beitrag das globale kulturelle Erbe in Privatbesitz zerstückelt sah, das ohne Möglichkeit der Wieder-Aneignung gehandelt werde, versuchte ich in meinem Vortrag eine diametral entgegengesetzten Punkt deutlich zu machen. Anhand meiner Auseinandersetzung mit Ai Weiweis Arbeit, zeigte ich, wie das Zitieren über nationale Grenzen hinweg lokale Dialoge anregen kann und dadurch das koloniale Verständnis von Kultur als Eigentum in Frage gestellt wird.
Gleichermaßen hob Kitty Zijlmans die Notwendigkeit hervor, polyglotte Kunstpraktiken in einer postkolonialen, globalisierten Welt kontextuell einzurahmen, indem sie Fallbeispiele indonesischer Kunstaustellungen in den Niederlanden präsentierte. Der Kurator, der sich ursprünglich um die Instandhaltung der ständigen Museumssammlungen kümmerte (der Begriff kommt vom lateinischen 'cura', also kümmern oder heilen), stellt heute eine dritte Instanz dar, die temporär zwischen KünstlerInnen und einer Pluralität von Öffentlichkeiten vermittelt. Er wählt und verbindet im Rahmen von singulären und flüchtigen Ausstellungen einzelne Kunstwerke und zeigt uns auf diese Weise seine unbeständige und kontextuelle (Dis-)Harmonie von Bedeutungen.
Alle Vorträge der Konferenz sind über iTunes U verfügbar.