Stewart Smith, Robert Pietrusko, Bernd Lintermann »trans_actions: The Accelerated Art World 1989–2011«, 2011. Video: © ZKM
Auf der ganzen Welt sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten Biennalen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Gab es Mitte der 1980er Jahre gerade mal sechs Biennalen für Gegenwartskunst, so bilden heute mehr als 150 von ihnen ein dichtes, weltumspannendes Netzwerk, das bestimmt, was in der Kunst einflussreich, interessant und relevant ist. Stewart Smith, Robert Gerard Pietrusko und Bernd Lintermann haben daher im Auftrag des Instituts für Bildmedien am ZKM Daten zur zeitlichen und räumlichen Entwicklung des Biennalensystems gesammelt, ausgewertet und in trans_actions: The Accelerated Art World 1989–2011 (2011) auf einem acht Meter breiten und drei Meter hohen PanoramaScreen visualisiert. Dabei macht trans_actions deutlich, dass das, was wir heute globale Kunstwelt nennen, eigentlich ein Konglomerat aus global rekrutierten KünstlerInnen, global agierenden KuratorInnen, disparaten Kunstmärkten und einer parallel überall auf der Welt entstehenden Biennalen-Landschaft ist.
Bombastisch in der Größe, oft aufgesplittert auf mehrere Veranstaltungsorte in einer Stadt, lokal angebunden aber global in der Ambition, begleitet von Symposien und Publikationen und zentriert um eine Gruppenausstellung, die panoramisch eine neue Künstler-Generation vorstellt – so definiert der Reader von Elena Filipovic und Marieke van Hal die typische Biennale. Ihre Charakteristik lässt erahnen, warum Thomas Fillitz in Bezug auf die Biennalen von "Worldmaking" spricht . Und auch die dynamischen Diagramme in trans_actions vermitteln den Eindruck, dass eigentlich keine Orte, sondern vielmehr transnationale ,Kontaktzonen‘ entstehen, wenn aus allen Regionen der Welt KünstlerInnen und KuratorInnen nach Moskau, Istanbul oder Sydney reisen. Beinahe die Hälfte der Biennalen wird heute in Ländern fernab des Westens realisiert und nicht-westliche Biennalen wie die in Sao Paolo, Havanna oder auch die nur zweimal realisierte Johannesburg Biennale gelten als zentrale Impulsgeber für den globalisierten Kunstdiskurs. Aber trans_actions wirft auch Fragen auf: Gibt es tatsächlich kein Zentrum mehr in der dezentrierten Welt der Biennalen? Was ist mit der bekannten Biennale von Venedig oder der Documenta in Kassel – sind sie noch immer Wortführer in der Kunst? Und warum ist die Dak‘Art Biennale bis heute die einzige ihrer Art auf dem afrikanischen Kontinent?