ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
World Time. The World as Transit Zone

Die Relevanz zeitweiliger Orte

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Ala Ebtekar »Ayanadeh-nameh«, 2011

Rückblick von Frauke Schnoor

„Why did you choose where you live?“ war die Antwort des Artist-in-Residence Will Kwan auf meine Frage, was er andere Künstler, Kuratoren, Wissenschaftler fragen würde, die mit dem Ausstellungsprojekt The Global Contemporary verbunden sind. Was mich an Kwans Frage interessierte, war ihre eindringliche Skepsis gegenüber der Behauptung, dass die globalisierte Kunst ein Raum oder Feld sei, der keinen (oder jedenfalls keinen konkreten) Ort mehr habe. Will Kwan ist in Hongkong geboren und lebt in Toronto. Stephanie Syjuco, die in Karlsruhe italienische Taschen häkelte, ist in Malila geboren und lebt, wie Ala Ebtekar, in San Francisco. Dessen Familie stammt aus dem Iran - Während er in Karlsruhe war, besuchte er seinen Onkel, einen emigrierten iranischen Poeten, in Deutschland. Von wo aus sprechen wir? Und was sagt das darüber aus, was wir sagen? 

Vor sechs Monaten eröffnete The Global Contemporary in Karlsruhe. Wie konkret dieser Ort unser Sprechen prägt, daran musste ich während der Ausstellungslaufzeit immer wieder denken – nicht nur deshalb, weil die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen und ihre Projekte unsere Vorstellungen über das Globale immer wieder unterbrachen, indem sie uns an die Hartnäckigkeit unserer eigenen Lokalität erinnerten. Alien Nation nannte uns Eko Nugroho, Ghana ThinkTank ließen im Borderline Chess Schwaben gegen Baden antreten und Mechac Gaba führte uns vor Augen, was wir in Karlsruhe nicht zu sehen erwarteten. Aber auch die Dynamik des zeitweiligen Aufenthalts an „anderen“ Orten spielte eine Rolle. Kurz vor der Eröffnung im September saß mir Andrea Buddensieg gegenüber und sprach begeistert über die unvorhersehbaren Resonanzen zwischen den aus aller Welt eingetroffenen und im Ausstellungsraum temporär installierten Werken. Nicht nur deswegen verstehe ich Globalität nach diesen Monaten immer mehr als  etwas, dass die Relevanz des konkreten Ortes nicht negiert, sondern voraussetzt: als etwas, das sich in die Dinge einschreibt, wenn sich unterschiedlich geprägte Lokalitäten wiederum prismatisch ineinander spiegeln, einander schmeicheln, einander in Frage stellen.

Mit dem Ende der Ausstellung verabschiedet sich auch der The Global Contemporary-Blog. An dieser Stelle sei allen Beteiligten ein herzlicher Dank für ihre Bereitschaft und Beiträge, konstruktive Kritiken und Kommentare, ihre Freude am Thema und ihre Offenheit ausgesprochen.  



 

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