Die globale Kunstproduktion wirft die bereits in der 1996 von Peter Weibel kuratierten Ausstellung Inklusion/Exklusion (steirischer herbst, Graz) gestellte Frage auf, wo die neuen Grenzen eines Kunstbegriffs verlaufen, der in der Moderne als Wall um die westliche Kunstszene gelegt wurde. Aus dieser Vorgeschichte erklärt sich auch, in ganz handfestem Sinne, die Exklusion jener Outsider, die kein „Erbrecht“ auf Anerkennung als KünstlerInnen vorweisen konnten. Da viele DiasporakünstlerInnen bereits im Westen ausgebildet werden, verändert sich auch der Grenzverlauf zwischen institutionell geschützter Kunst und traditionellen oder volkstümlichen Kunstpraktiken, die bislang außen vor geblieben waren. Einige Arbeiten in dieser Sektion stellen in diesem Sinne Kunstgeschichte als Fiktion bloß, die an ein bestimmtes Publikum gebunden ist, während sie bei einem anderen Publikum ins Leere läuft. Liu Ding bezieht in seiner Arbeit Omission (2009) auch die eigene Kunstszene in seine ironische Analyse zweifelhafter Geschichtskonstruktionen ein. Für die Arbeiten von Zander Blom dienten Kunstbuchreproduktionen als Modelle für arbiträre Nachbauten und deren fotografische Dokumentation, da er sich nur über diese der europäischen Kunstgeschichte annähern konnte. Nusra Latif Qureshi stellt mit dem Gesichtsmorphing in ihrer Arbeit Did you come here to find history (2009) in Zweifel, dass ihre Identität im Medium kultureller Repräsentation und mittels Kunst gefunden werden kann. So begegnen einander in dieser Sektion ganz unterschiedliche GrenzgängerInnen, die Kunst jenseits eines gemeinsamen Kunstbegriffs aufsuchen.