Die KünstlerInnen ergreifen auch in dieser Sektion das Wort in eigener Sache, wenn sie über ihre Lebensläufe Buch führen und ihre Künstler-Ichs zur Sprache bringen, die sie zu Nomaden in verschiedenen Kunstwelten machen. Dabei verstärkt sich die Tendenz, fiktive Identitäten anzunehmen, um mit einem Rollenspiel auf jeden neuen Kontext reagieren zu können, in den man als Künstler gerät. Selbstdarstellung ist nicht mehr ein Porträt im alten Sinne, sondern die Aufführung von Rollen, die für ein bestimmtes Publikum gespielt werden. Dies beginnt schon bei den weltweiten Artists-in-Residence Programmen, welche die KünstlerInnen verschiedenen Erwartungen aussetzen. So sind die Residencies selbst das Thema der Arbeiten von Nezaket Ekici (Work in Progress – Personal Map, 2008–2011) und von Tamy Ben-Tor, die ihre Erfahrungen mit der internationalen Kunstwelt in einer zweitägigen Performance sowie in Videoarbeiten parodiert. Guy Ben-Ner führt in Drop the Monkey (2009) ein Telefoninterview mit sich selbst. Moshekwa Langa präsentiert in seiner Arbeit sein Tagebuch mit einer langen Liste von Namen. Die Künstlerexistenz ist jedoch vor allem eine Frage der Übersetzung, oder besser, der Übersetzbarkeit bei jedem Wechsel des Publikums. Mladen Stilinović bietet mit dem Slogan „An Artist who cannot speak English is no artist“ in seiner gleichnamigen Arbeit aus dem Jahr 1994 eine hintergründige Scheinlösung an. Das Problem, wie künstlerische Projekte einem heterogenen Publikum verständlich gemacht werden können, kann nicht mit Erklärungen in einer globalen Umgangssprache gelöst werden.